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Wanderausstellung im Landratsamt Forchheim

11.12.2018

FORCHHEIM. Bis zum 11. Januar 2019 ist im Foyer des Landratsamtes Forchheim am Streckerplatz eine Wanderausstellung „Natur und Mensch“ zum „Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst“ zu sehen. Dann wird das Gebilde, das sich seit 50 Jahren um einen Ausgleich zwischen Mensch und Natur kümmert, vielleicht schon „Naturpark Fränkische Schweiz-Frankenjura“ heißen.

In Biosphären-Reservaten und Nationalparks leben keine oder kaum Menschen. Die Natur ist sich selbst überlassen. Zu Eingriffen kommt es überhaupt nicht oder nur sehr selten. Das liegt auch daran, dass in diesen Landschaften kaum jemand wohnt. Die nächsten Städte sind weit weg. Das ist bei Naturparks ganz anders. In ihrer Nähe siedeln hunderttausende, ja Millionen Menschen. Es kommt zu Konflikten zwischen Mensch und Natur. Einer will etwas bauen, der andere Urlaub machen, der dritte irgendeinen Sport betreiben. Bei den Kanuten auf der Wiesent, den Drohnenpiloten am Walberla und den „Höhlenforschern“ unter der Erde hat das in den letzten Jahren immer wieder zu Streit geführt.

Eröffnung der Wanderausstellung

„Es geht jetzt aber nicht darum, die Menschen fernzuhalten, sondern ein Gleichgewicht herzustellen.“ Die Schlagworte heißen „naturverträglicher Tourismus“ und „umweltgerechte Landnutzung“. In der Praxis bedeutet das, dass man sich der mehr als 5.000 Kilometer Wanderwege annimmt, die in Zusammenarbeit mit dem Fränkische Schweiz-Verein und dem Fränkischen Albverein erhalten und ausgebaut werden. „Das Wirtshaussterben auf dem Lande lässt aber auch immer wieder beliebte Strecken bedeutungslos werden.“ Dann lasse man den Wanderweg auf, und die Natur hole sich das durch die Gegend schlängelnde Band zurück. Mit Maßnahmen wie der Felsfreilegung soll das einzigartige Landschaftsbild aus Kalkfelsen, Karstquellen und Höhlen, sowie tief eingeschnittenen Tälern zudem erhalten bleiben, damit Erholungssuchende aus der Metropolregion sich wohlfühlen. „Das geht nur mit den Landwirten vor Ort, die alte Obstsorten anbauen, durch Beweidung mit Schafen die Magerrasen und Wacholderweiden erhalten oder ihre Flächen extensiv nutzen, damit Ackerkräuter einen Lebensraum finden.“

Es sind keine politischen Grenzen, die die Fläche des Naturparks festlegen, es sind geographische. Von Lichtenfels im Norden bis Sulzbach-Rosenberg im Süden, von Forchheim im Westen bis Creußen im Osten reichen die rund 2.300 Quadratkilometer. „In Deutschland gehören wir damit zu den fünf größten Naturparks,“ so dessen Geschäftsführer Wolfgang Geißner, ein ehemaliger Förster mit 22 Jahren Berufserfahrung im Naturpark. Noch zwei Jahre wird er im Amt sein. Inzwischen soll Christoph Hurnik (36) eingearbeitet werden, um die extrem vielfältigen Aufgaben im Naturpark weiterführen zu können. Auch wenn der in Effeltrich gelernte Landschaftsgärtner nach einem Studium zum Umwelt-Ingenieur in Weihenstephan-Triesdorf und Tätigkeiten in der Unteren Naturschutzbehörde in Ebermannstadt bereits umfangreiche Kenntnisse vorweisen kann. „Ich habe mich dort um Bauangelegenheiten, die Heckenpflege, Landschaftsschutzgebiete oder Fragen der Aufforstung und Rodung gekümmert,“ so Hurnik, der aus Lüneburg stammt, aber seit 26 Jahren nicht weit entfernt vom Walberla wohnt und dort mit einer kleinen Firma Vorgärten und Außenanlagen „grün statt grau“ gestaltet.

Als ausgebildete Erzieherin, Naturpädagogin und Natur- und Landschaftsführerin hat Michaela Wölfel (43) nun in der Geschäftsstelle in Pottenstein ihre Berufung gefunden. Wenn sie nicht ihrem Ehemann Jürgen in dessen Zimmerei in Obertrubach hilft. Sie will die Wahrnehmbarkeit des Naturparks in der Öffentlichkeit verbessern und dafür speziell Kindergärten und Schulen ansprechen. „Den ganz Kleinen muss man zeigen, welch Naturschönheiten wir um uns herum haben, die es zu erhalten gilt.“ Schließlich häufen sich hier im Norden Bayerns die Biotope und Geotope, wohl wegen der doch sehr kleinteiligen Landschaft. So bieten die Felsüberhänge (Balmen) einen Lebensraum, in deren Wind- und Lichtschatten sich seltene Pflanzen wie das Scharfkraut ansiedeln. „Das sieht nicht sehr spektakulär aus, ist es aber.“ Wie bei den fünfzehn nur hier vorkommenden Arten, die wie das Fränkische Habichtskraut als „Endemiten“ bezeichnet werden. Bei den Tieren ist es die Gebirgsschrecke, die seit dem Ende der letzten Kaltzeit vor rund 10.000 Jahren um Pottenstein herum überlebt hat – nirgendwo anders.

Demnächst sollen zwei bis vier hauptamtliche Ranger die Ehrenamtlichen wie Dieter Preu aus Neunkirchen am Brand unterstützen. Der Mitbegründer des Naturparks hat sich einen Ruf als Fachmann für Höhle und Karst erarbeitet und ärgert sich besonders über all die, „die in Höhleneingängen feiern und Feuer machen. Das scheint ein Urtrieb des Menschen zu sein.“ Damit schade man aber der Tier- und Pflanzenwelt und verschandele die Sehenswürdigkeit. Mit den Sportkletterern hingegen hat man sich auf Felssperrungen verständigt, damit im Frühjahr die Uhus und Wanderfalken in aller Ruhe ihren Nachwuchs ausbrüten können und ihn nicht ständig einer ins Nest schaut. „Das läuft sehr gut.“

UDO GÜLDNER für die Nordbayerischen Nachrichten