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Zwetschgenernte hängt von den Lebensbedingungen ab

29.08.2019

Der Hagel im Frühjahr hat bei einigen Landwirten die Ernte verhagelt. In der südlichen Fränkischen Schweiz biegen sich die Bäume von der Last zu Boden. Im Allgemeinen betrachtet ist es eine normale Ernte mit guter innerer und äußerer Qualität.

LKR Forchheim - Der Startschuss zur Zwetschgenernte ist gefallen. Allerdings gibt es die Zwetschgenernte gar nicht. Zumindest lässt sich keine pauschale Aussage darüber treffen. Während in der Gößweinsteiner Gegend die Zwetschgen gesucht werden müssen, spricht man in anderen Gegenden von einem normalen Ertrag und in der südlichen Fränkischen Schweiz ächzen die Äste unter dem enormen Zwetschgenbehang.

Zwetschgenernte

"Nicht eine einzige Zwetschge hängt am Baum", sagt Rosi Kraus, Kreisbäuerin. Die Zwetschgen in ihrer Region sind erfroren. Nur wenige Zwetschgen können von den Bäumen geholt werden. Über 500 Bäume hat die stellvertretende Landrätin vor wenigen Jahren noch geerntet. Vorwiegend die Hauszwetschge, die ohnehin nicht jedes Jahr einen hohen Ertrag bietet. Als die Kinder aus dem Haus gingen, fehlten die Erntehelfer. Für oft nur 40 Cent oder gar 18 Cent pro verkauftes Kilo Zwetschgen, lohnte es sich nicht, Saisonkräfte aus dem Ausland einzustellen. Genaue Zahlen kennt Rosi Kraus nicht, weiß aber, dass es weniger Zwetschgenbauern im Landkreis gibt. "Die Zwetschge ist eine weniger gefragte Ware als die Kirsche", erklärt Kraus. Vor allem frisch wird sie nur ab und zu gegessen und das, obwohl die Zwetschge länger haltbar ist, nennt Kraus Vorteile der weniger beliebten, aber doch gesunden und schmackhaften Frucht.

Die Hauptfrucht der Obstanbauer ist im Landkreis unangefochten die Kirsche, gefolgt vom Apfel. "Die Zwetschge gibt es bei fast jedem Bauer, aber nur wenige, die auf die Zwetschge spezialisiert sind", sagt Hermann Greif, Präsident des bayerischen Bauernverbands. Eine dieser spezialisierten Zwetschgenlandwirte ist Evi Friedrich aus Dachstadt. Zwar dominiert in ihren Obstanbauflächen auch die Kirsche, mit mehreren tausend Zwetschgenbäumen ist sie auch bei diesem Obst gut eingespannt. Vor allem aber hängen die Äste voll mit der blauen Frucht. Die Bäume auf ihren drei Hektar Zwetschgenanbau sehen teilweise aus wie mit Zwetschgen zugeschüttet. "Wir haben heuer sehr viele Zwetschgen", freut sich Evi Friedrich über dieses Glück. Die Zwetschgen sind nicht erfroren. Das mag auch in den Lebensbedingungen begründet sein. "Wir liegen an den Hängen der Fränkischen", erklärt Friedrich, die gerade die Sorte Jojo pflückt. Diese ist vor allem zum Backen geeignet. Fast ein halbes Jahr lang stehen sie und ihr Ehemann Erich, Vollerwerbslandwirte, auf der Leiter. Von der dreimonatigen Kirschernte geht es übergangslos weiter zur Zwetschgenernte, die auch gut zwei Monate, bis Ende September, dauert. Denn die insgesamt 25 verschiedenen Zwetschgensorten, die Friedrichs angebaut haben, weisen unterschiedliche Reifezeiten auf. Das ist gut so, um die Ernte nacheinander zu bewältigen. Trotz dieser Vielfalt und obwohl sie eine schlechte Trägerin ist, bleibt Evi Friedrichs Lieblingszwetschge die Hauszwetschge. "Weil sie einfach am besten schmeckt, aromatisch ist und zu allem geeignet ist", erklärt Friedrich. Denn auch mit der Zwetschge lässt sich allerlei herstellen - ob Kompost, Mus, Marmelade, der berühmte saftige Zwetschgenkuchen, Zwetschgenknödel oder in Gläser haltbar eingemacht für frisches Obst im Winter. Sehr gut schmeckt Friedrich auch die Hanita, eine anspruchslose, aber genussvolle Zwetschge.

Wie sehr sich die Zwetschgen bewähren, das wird in der Versuchsanlage in Hiltpoltstein getestet. Auch dort wachsen die inzwischen bekannten Sorten, aber durchaus auch namenlose Zwetschgen. "Wir sind mitten in der Ernte", bestätigt Obstfachmann Hans Schilling vom Landratsamt Forchheim. Gerade wird Katinka geerntet. "Wir haben gute Qualität bei einem mittleren Behang", sagt Schilling. Die Trockenheit aus den Vorjahren wirkt sich auch beim Obstanbau ein Jahr später noch aus. Demzufolge ist die Fruchtgröße etwas kleiner. "Wenn es jetzt keinen Hagel gibt, dann haben wir eine gute Ernte mit innerer und äußerer Qualität", so Schilling. Die Hauptsorte, die Hauszwetschge, stehe noch zur Ernte an. Doch auch namenlose Zwetschgen hängen auf den Bäumen in der Hiltpoltsteiner Versuchsanlage. Das sind die Sorten, die von den Züchtern zum Testen gegeben wurden. Fünf Jahre lang werden die Obstbäume getestet und bei einem positiven Ergebnis mit Namen angemeldet. Die Hanka war eine der namenlosen Zwetschgen, die sich bewährt hat und auch heuer geerntet wird. Sowohl Evi Friedrichs Zwetschgen als auch die aus dem Obstversuchszentrum kommen dann in die Obstgenossenschaft nach Igensdorf. Geschäftsführer Ronny Trägner kann von einem angenehmen Zwetschgengeschäft sprechen. "Die Zwetschgen kommen rein und gehen wieder raus", sagt Trägner. Eine Übermenge ist nicht da. Das Obst muss nicht im Kühlraum gelagert werden. Die Ernteergebnisse sind normal. "Der Frost hatte im Frühjahr zugeschlagen", erklärt Trägner, warum es von Region zu Region andere Ernteerträge gibt und zu einem normalen Tagesgeschäft in der Verwertungsgenossenschaft führt. Von dort werden die Zwetschgen in den Lebensmitteleinzelhandel geschickt. Zu Aldi oder in die Edeka und lassen beim Anblick der blauen Frucht das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Fotos und Text: Petra Malbrich