Gewöhnliche Küchenschelle oder Kuhschelle
ein Kleinod der Fränkischen Schweiz
Botanischer Name: Pulsatilla vulgaris
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Verbreitung: West- bis Mitteleuropa, in Bayern ist sie im Alpenvorland, Windsheimer Bucht und vor allem in der Fränkische Alb zu finden. Im Naturpark findet man meist P. vulgaris subsp. vulgaris, im südlichen Bereich jedoch überwiegend die P. vulgaris subsp. grandis, eine Unterart mit größeren Blütenblättern.
Die Küchenschelle eine Überlebenskünstlerin: Die Pflanze ist auf nährstoffarme, kalkhaltige und trockene Böden mit einer hohen Sonnenintensität gut angepasst. Die feingliedrigen silbrig behaarten Blätter und ihr tiefes Wurzelwerk sind ein guter Schutz vor Hitze und Trockenheit. Nur auf so kargen Böden ist sie durch ihre gute Anpassung nicht durch stärker wachsenden Konkurrenzpflanzen gefährdet. Die Küchenschelle ist eine typische Zeigerpflanze, die auf extensive Beweidungsformen hinweist. So wurden die fränkischen Wacholderhänge mit ihren steilen Trockenmagerrasen über Jahrhunderte lang traditionell mit Schafen und Ziegen beweidet. Die Beweidung trug wesentlich dazu bei, die Landschaft offen zu halten. Giftige oder bitter schmeckende Pflanzen wie die Küchenschelle, wurden verschmäht und konnten sich dort etablieren. Ab dem 20 Jhd. nahm die traditionelle Wanderschäferei stark ab , die freien Flächen verbuschten zusehens. Moderne Landwirtschaft mit übermäßigen Düngereinsatz taten ihr übriges und die Küchenschelle wurde immer seltener. Um dem entgegenzuwirken wurden seit den 90er Jahren viele verwilderten Trockenmagerrasen im Rahmen des Naturschutzes freigeschnitten und bis heute von Wanderschäfern mit viel Aufwand und Engagement beweidet.
Sonstiges: streng Geschützte Art (Rote Liste 3), alte Heilpflanze, sehr Giftig. Sie enthält unter anderem Protoanemonin, das ein stark wirkendes Reizmittel für Haut und Schleimhäute ist. Schon der Umgang mit der Pflanze kann zu Blasenbildung, Verätzungen und Entzündung der betroffenen Hautstellen führen.
Ökologie: Die Blüten bieten reichlich Pollen und Nektar. Sie werden gerne von Hummeln und Bienen beflogen. Im Fruchtzustand entwickelt sich aus jedem einzelnen Fruchtblatt ein Nüsschen, an dem der Griffel einen stark verlängerten und zottig behaarten Federschweif bildet. Interessant bei der Pflanze sind die Ausbreitungsmechanismen. Die einzelnen Federschweife können durch Wind ähnlich wie beim Löwenzahn weit verbreitet werden. Bei nassem Wetter können sich die klettenartigen Fruchtstände am Fell vorbeistreifender Tiere festhalten. Die Früchte können sich jedoch auch als Bodenkriecher „selbständig“ fortbewegen. Der bei Trockenheit rechtwinklig abgeknickte Federschweif streckt sich durch Wasseraufnahme langsam, während sich die Frucht gleichzeitig ein- bis zweimal um sich selbst dreht. Wechselt trockenes mit nassem Wetter, können sich somit die Früchte eigenständig um etwa 10 bis 20 Zentimeter von der Mutterpflanze fortbewegen.
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