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„Neugärtlein

Ein Permakultur-Gemeinschaftsgarten

Allgemeines
Bei „Neugärtlein“ in Neustädtlein handelt es sich um einen Gemeinschaftsgarten, der nach den Prinzipien der Permakultur betrieben wird. Er befindet sich auf einem Grundstück der Gemeinde Eckersdorf.
Permakultur ist ein landwirtschaftliches Konzept, das auf die natürlichen Kreisläufe setzt und auf ein ökologisches Gleichgewicht abzielt. Permakultursysteme funktionieren ohne zeitliche Begrenzung.
Im Fokus stehen der Anbau regionaler Lebensmittel für die Anwohner, Begeisterte und neugierige Besucher. Gerne darf auch kommen, wer Erholung oder eine Gemeinschaft sucht. Der Garten lädt ebenfalls zum Meinungsaustausch, Bildung und Förderung ein.
Es soll eine größtmögliche Biodiversität entstehen. Wichtigen Arten, wie Vögeln und Insekten sollen im Garten ebenfalls Lebensräume geboten werden. Der Aufbau von Humus und fruchtbarem Boden spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle.
Einbringen kann sich jeder, der Lust dazu hat und respektvoll mit dem Garten umgeht. Die Benutzung ist weder an die Bürger Neustädtleins noch an einen Verein gebunden und somit kostenlos. Die Beete sind in Besucher- und Selbstversorgerbereiche aufgeteilt. Aus dem Besucherbereich darf jeder ernten.
Die Aktivität begrenzt sich auf das Gärtnern, große Versammlungen oder Partys sind nicht gestattet.

Herausforderungen
Die heutige Landwirtschaft steht vor einer Mammutaufgabe. Ca. ein Viertel aller Treibhausgasemissionen können auf die Landwirtschaft zurückgeführt werden. Wichtige Nährstoffe, wie Stickstoff und Phosphor, sind endliche Ressourcen.
Nun soll die Landwirtschaft keine Emissionen mehr freisetzen, mit schwindender Biodiversität zurechtkommen, sich an die extremen Bedingungen und Folgen des Klimawandels anpassen, das Grundwasser weniger belasten und zudem eine stetig wachsende Bevölkerung ernähren.
Die Herstellung unserer Nahrungsmittel ist mit einem immer höheren Energieaufwand verbunden. Die Produktion von Maschinen, Düngemittel, Futter, Transporte haben ihren Ursprung in einer erdölbasierten Industrie. Unterm Strich investieren wir mehr als doppelt so viel Energie, als wir herausbekommen.
Wie werden wir es also schaffen bis 2050 eine klimaneutrale Landwirtschaft zu etablieren? Vielleicht sogar eine klimapositive? Wie können wir wieder mehr Energie aus unserer Nahrung holen, als wir hineinstecken? Wie nutzen wir lokale Ressourcen sinnvoll ohne externe Betriebsmittel zu benötigen? Wie bauen wir trotz Extremwetter einen fruchtbaren Boden auf und sichern uns und nachfolgenden Generationen eine reiche Ernte?

Lösungen
Viele Antworten auf diese Fragen findet man in den Ansätzen der Permakultur. Sie stellt eine Form der Bewirtschaftung dar, die ein ganzheitliches Denken erfordert. Dies bezieht natürliche Kreisläufe und Balancen ein, wie auch soziale und solidarische Aspekte und eine clevere Nutzung der Ressourcen.
Alles zielt darauf ab, ein Ökosystem zu schaffen, welches durch äußere Einflüsse kaum aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann und sich selbst erhält. Beobachtungen und Studien haben gezeigt, dass vor allem die biologische Vielfalt für die Stabilität eines Ökosystems sorgt.
Nicht immer sehen wir aber auf den ersten Blick, wie viele Zusammenhänge zwischen den einzelnen Arten wirklich bestehen. Daher ist die Natur unser bester Lehrer. Sie bietet uns nicht nur Vorbilder in Form von funktionierenden Ökosystemen, sondern teilt uns auch im Garten sofort mit, wenn etwas nicht stimmt.
Pflanzenkrankheiten oder massiver Schädlingsbefall sind Zeichen dafür, dass sich eine Pflanze nicht wohl fühlt.
Brach liegende Böden findet man in der Natur kaum. Liegt die Erde frei, wird sie sofort von Pionierpflanzen besiedelt. Daher hält man den Boden in der Permakultur stets bedeckt, entweder durch dichte Bepflanzung oder Mulch. Positive Effekte sind Aufbau von Humus, Erosions- und Verdunstungsschutz.
Nährstoffkreisläufe sind ein Kernelement einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die Permakultur zielt darauf ab, mit lokalen Nährstoffen zu haushalten. Extern gewonnene Düngemittel sollen vermieden werden.

Biologische Vielfalt im „Neugärtlein“
Im Gemeinschaftsgarten Neugärtlein findet biologische Vielfalt im kleinen Stil statt. Hier wachsen Bäume und Sträucher unterschiedlicher Pflanzenfamilien. Die klassischen Obstbäume, wie Apfel, Pflaume, Birne zählen zu den Rosengewächsen. Um Krankheiten zu vermeiden, die ganze Pflanzenfamilien betreffen können, setzt man auch andere Bäume ein, wie die Hasel, Maulbeere oder Sanddorn, die alle unterschiedlichen Familien angehören.
Beim Anbau von Gemüse setzt man ebenso auf Mischkulturen. Dies sind Pflanzenkombinationen, die sich gegenseitig gut ergänzen und unterstützen. Sie können sich z.B. gegenseitig Schädlinge vertreiben oder sich im Nährstoffbedarf ergänzen.

Übersicht

Ein klassisches Beispiel ist das Indianerbeet. Hierbei wachsen auf engem Raum Mais, Bohnen und Kürbis. Der Kürbis bildet große Blätter und schützt damit den Boden vor Austrocknung. Die Bohne nutzt den Mais als Rankhilfe und bindet durch ihre Knöllchenbakterien an den Wurzeln Stickstoff aus der Luft im Boden. Mais und Kürbis sind Starkzehrer und freuen sich über diesen lebensnotwendigen Nährstoff.
Alles im Garten entsteht unter dem Grundsatz „Kooperation statt Konkurrenz“. Daher wird auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder Tiergiften im Garten nicht geduldet. Einen Kampf gegen die Natur kann man nicht gewinnen. Vielmehr geht es um Anpassung und kreative, dauerhafte Lösungen. Die Überlegung ist nicht, mit welchem Gift kann ich Schädlinge möglichst schnell loswerden, sondern wie sorge ich für eine ausgewogene Balance zwischen Schädlingen und Nützlingen.

Letzte Chance

Die Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft bekommen wir weltweit zu spüren. Altes Wissen geht verloren. Der Bezug zu unserer Natur und Lebensmitteln geht verloren. Immer mehr Kinder wachsen unter der Vorstellung auf, dass Gemüse aus dem Supermarkt kommt.
Durch Wassererosion verlieren wir jährlich 970 Millionen Tonnen fruchtbaren Boden. Und das alleine in der Europäischen Union. Von dieser wertvollen Ressource hängt unser Überleben und das der folgenden Generationen ab.
Es ist Zeit zu handeln und das kurze Zeitfenster zu nutzen, welches uns für eine Wende zur Verfügung steht.
Der Aufbau dezentraler, stabiler und unabhängiger Strukturen ist ein wichtiger Baustein für unser zukünftiges Leben. Die Weichen müssen heute dafür gestellt werden. Wir hoffen, aus einem Projekt wie „Neugärtlein“, mehr Initiatoren hervorzubringen. Nur gemeinsam werden wir die Herausforderungen des 21.Jahrhunderts meistern können.


Mitmachen
Du möchtest dein Obst und Gemüse selbst anbauen, es beim Wachsen beobachten und ganz genau wissen woher es kommt? Dann komme zum „Neugärtlein“.

Anfahrt:
Du findest uns in Neustädtlein, Richtung Waldhütte, neben dem Friedhof. Der Garten befindet sich hinter dem Pumphäuschen. Parken ist problemlos auf dem Friedhofsparkplatz möglich.

Wenn du da bist:

  • Verschaffe dir einen Überblick über freie Anbauflächen. Gemüse wird ausschließlich in den Beeten angebaut
  • Bringe deine Samen und Jungpflanzen mit und setze sie ein, berücksichtige den Platzbedarf bereits gesetzter Pflanzen
  • Achte auf geeignete Mischkulturen
  • Markiere deinen eigenen Bedarf. Bringe eigenes Equipment zum Pflanzen und Markieren mit
  • Kümmere dich regelmäßig um deine Pflanzen
  • Falls du auch im Besucherbereich anbaust, kümmere dich auch um diese Pflanzen
  • Wasser darfst du vorerst vom Friedhof entnehmen
  • Behandle auch die Pflanzen anderer Leute mit Respekt und beschädige diese nicht
  • Der Garten steht nicht für sonstige Freizeitaktivitäten, wie Grillen oder Partys zur Verfügung
  • Möchtest du etwas außerhalb der Beete pflanzen, melde dich vorher bei uns
  • Lese dir bitte auch die Benutzungsregeln auf der Infotafel durch.
  • Ab 2021 werden regelmäßig Aussaat- und Pflanztage stattfinden. Die Termine werden ab März im Garten angeschlagen. Weiterhin sind Blumenwiesen, Kräuterecken und andere Verschönerungen geplant.

Wir freuen uns, wenn du dabei bist!


Julia Kuhlemann
B.Eng Umweltingenieurwesen, Initiator von „Neugärtlein“
Kontakt: +49 171 1035346