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Bierkultur & Brauwesen im Naturpark

Das Brauhandwerk prägt das Leben und die Landschaft im Naturpark.

Braukultur im Naturpark - 10 Jahre Fünf-Seidla-Steig®

Im Jahr 2018 feierte der Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura sein 50-jähriges Bestehen. Das Jubiläum verdient auch einen Blick auf ein wichtiges regionales Handwerk, welches das Leben und die Landschaft im Bereich des Naturparks seit Jahrhunderten prägt und derzeit eine Renaissance erfährt – das Brauhandwerk.

In über 70 Brauereien werden im Bereich des Naturparks teilweise seit Generationen süffige Bierspezialitäten gebraut – in meist ganz bodenständigen Kleinbrauereien entstehen unzählige Varianten eines Getränks aus nur wenigen Rohstoffen: Braugerste, Hopfen, Wasser und Hefe. Als älteste Brauerei der Region dürfte die Klosterbrauerei Weißenohe gelten. Man nimmt an, dass hier die Benediktinermönche mit ihrer Ansiedlung bereits im 11. Jahrhundert das erste Bier brauten. Auch in vielen der kleineren Brauereien liegt die Gründung mehrere Generationen zurück und die Geheimnisse und Besonderheiten der Bierherstellung werden innerhalb der Familien weitergegeben.
In den siebziger, achtziger und neunziger Jahren machte in Franken vielerorts das „Brauereiensterben“ von sich Reden. Oberfranken war jedoch anders als Mittelfranken nicht in gleichem Maße von diesem Trend betroffen. Wenn die Gründe dafür durchaus vielfältig sind – auch durch den in der Fränkischen Schweiz stärker als andernorts verankerten Tourismus und durch die Wochenendausflügler aus der heute so genannten Metropolregion konnten sich kleinere Brauereien hier vermehrt halten.

Wie das Brauwesen die Kulturlandschaft prägt – und umgekehrt
Immer wieder unterschätzt werden die eigentlichen Grundlagen für das „flüssige Gold“: Die hiesigen Böden und Quellen spielen eine entscheidende Rolle für das spätere Geschmackserlebnis. Im Bereich des Naturparks führt ein Zusammenspiel aus Bodenbeschaffenheit, Wasserqualität und dem Anbauverhalten in der Landwirtschaft zu kulinarischen Höhepunkten beim Biergenuss. So liegt auf der Jura-Hochfläche bei Gräfenberg/Lilling beispielsweise das weltweit größte Biohopfen-Anbaugebiet. Die herausragende Qualität der oberfränkischen Braugerste ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass diese besonders gut auf den nährstoffarmen Äckern des fränkischen Jura gedeiht. Und mit dem harten Wasser der fränkischen Karstquellen lassen sich hervorragend rote und dunkle Biere brauen – dass sie jedoch aus genau diesem Grund hier beheimatet sind, wissen nur Wenige.
Um diese Hintergründe auch den Wanderern besser zu erläutern und einen Einblick in die Kunst des Bierbrauens zu geben, wurde entlang des Fünf-Seidla-Steigs im südlichen Bereich des Naturparks der „Bierige Erlebnispfad“ entwickelt.

Der Fünf-Seidla-Steig® – ein innovativer Brauereiwanderweg im Naturpark
2008 wurde der Fünf-Seidla-Steig als reiner Brauereiwanderweg zwischen den fünf beteiligten Privatbrauereien ins Leben gerufen. Die Klosterbrauerei Weißenohe, die Brauereien Friedmann, Lindenbräu, Hofmann und der Thuisbrunner Elchbräu sind seitdem auf zehn Kilometern Wanderweg durch eine durchgehende Markierung – großteils über den Frankenweg – miteinander verbunden. Der Weg führt durch landschaftlich vielfältige und reizvolle Wälder und Fluren und kann als Rundweg zu verschiedenen Ausgangspunkten verlängert werden. Die Brauereien beließen es jedoch nicht bei der Einrichtung einer Verbindungsachse zwischen ihren Brauereien und Gasthäusern. Sie leisten sich in Kooperation seitdem die Begleitung durch ein Fachbüro und haben so die kontinuierliche Nachsorge und Weiterentwicklung im Blick.

Wie kommt das Leben ins Bier? Und was ist eigentlich ein Craft-Bier?
Zum zehnjährigen Jubiläum gingen im Jahr 2018 entlang des Fünf-Seidla-Steigs gleich mehrere neue Projekte an den Start. Maßgeblich gefördert über das Cluster Ernährung und unterstützt vom Verband Privater Brauereien sowie den Kommunen wurde der Weg zum Lehrpfad ausgebaut. Seitdem können die Besucher den Brauprozess an vier neuen Stationen zwischen den Wirtshäusern entlang des Wanderwegs verfolgen. Auf vier farbig illustrierten Infotafeln werden die natürlichen und handwerklichen Grundlagen des Bierbrauens für interessierte Wanderer präsentiert. Die am Fünf-Seidla-Steig beteiligten BraumeisterInnen stellen an den Stationen anhand von Bildern und kurzen Texten die einzelnen Arbeitsschritte in ihren Brauereien vor, sie erklären die Rohstoffe und ihre Herkunft sowie die regionalen Besonderheiten im Brauhandwerk. Über QR-Codes auf den Tafeln sind zusätzliche Informationen verlinkt, darunter auch Kurzfilme zu speziellen bierigen Themen in der Region.
Bei diesen Entwicklungen ist eines nicht neu: der Wunsch vieler Beteiligter, das Brauhandwerk als solches und die Bierkultur der Region besser an Besucher vermitteln zu können.
Hierfür gibt es seit Kurzem weitere Schmankerl: Eine neue Homepage vermittelt neben vielen Informationen zu weiteren Erlebnisangeboten entlang der Strecke beispielsweise die Kontakte zu Gästeführern für spezielle Themenführungen. Und der „VGN-Freizeittipp Fünf-Seidla-Steig“ wurde neu aufgelegt. Die 40-seitige Broschüre enthält unter anderem Hinweise auf historische Gebäude, die im Zusammenhang mit der örtlichen Braukultur stehen, eine Zusammenfassung wichtiger Tipps für die Wanderung auf dem Fünf-Seidla-Steig, einen Fahrplan, eine Karte und eine Chronik über die Geschichte des Brauereiwanderwegs.

Übrigens: Welche Brauerei im Naturpark diejenige ist, die sich am Längsten durchgehend in Familienbesitz befindet, war im Rahmen dieser Recherche nicht zu ermitteln. Es dürften etliche sein, die bereits auf das 17. und 18 Jahrhundert zurückgehen.

Autorin: Landweg I Julia Endres (Stand: 19.11.2019)

Fünf-Seidla-Steig® ist eine eingetragene Marke der Brauereien Elchbräu, Brauerei Hofmann, Lindenbräu, Brauerei Friedmann und der Klosterbrauerei Weißenohe