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Das grüne Gold wächst erstaunlich gut in Lilling

02.09.2019

Erdflöhe, Spinnen und Rehböcke - auch der Hopfenanbau kennt Schädlinge und Probleme durch die Trockenheit. Mehr wissenschaftlich erprobte Mittel wünscht sich der weltweit größte Biohopfenanbauer Friedrich. So probieren sie selbst. Das Treffen mit Hopfenanbauern, selbst aus Südtirol, mit Hopfenhandelsvetretern und Politikern war Appell und Erfahrungsaustausch zugleich.

Lilling - Meterhoch rankt sich die sattgrüne Hopfenpflanze um die gespannten Drähte und bildet ihre Dolden aus. Rebe um Rebe. 220 Meter lang ist eines der vielen Hopfenfelder in Lilling, deren Früchte für den Geschmack in den Biere sorgt. Denn alle Welt blickt nach Lilling, wenn es ums Bier geht. Hier bauen mit der Familie Pingold und dem weltweit größten Biohopfenanbauer Familie Franz Friedrich zwei der einzigen drei Hopfenanbauer aus dem Landkreis Forchheim das grüne Gold an.

Mit dem Schlepper zur Hopfenschau

Mit dem Schlepper zur Hopfenschau (Bild: Petra Malbrich)

Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, was die anderen Hopfenanbauer aus dem Siegelbezirk Hersbruck, aus der Hallertau und aus Südtirol bestätigen können, aber auch die fast einhundert Gäste, die sich auf den Hopfenfeldern zum Informationstag getroffen haben. Neben den Hopfenhandelsvertretern, den Beamten aus dem Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten aus Roth für den Bezirk Hersbruck waren auch Werner Brunner vom Verband deutscher Hopfenpflanzer und Politiker allen voran die Europaabgeordnete Marlene Mortler (CSU) und Landtagsabgeordneter Michael Hofmann (CSU) und Vizelandrätin Rosi Kraus zur Hopfenbesichtigung gekommen. Eingeladen hatten die Hopfenpflanzer des Siegelbezirks Hersbruck und die Dienststelle Hersbruck vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Roth.

Markus Eckert, Vorstand vom Hopfenland Hersbruck und Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf betonten die positive Entwicklung des Hopfenanbaus. Inzwischen werden 61 000 Hektar Hopfen angepflanzt. 38 Hektar Hopfen zählt der Biobereich des weltweit größten Biohopfenanbauers Franz Friedrich. Noch im Frühjahr hatte er große Probleme mit dem Erdfloh. Müsste der Hopfen Mitte Mai an den Draht gehängt werden, waren auf Friedrichs Feld kaum Hopfenpflanzen zu sehen. "Der Erdfloh hatte den Hopfen im Nu gefressen. Er frisst nicht nur die Blätter, er frisst auch unten weiter. Der Erdfloh ist gierig", erinnert sich Friedrich an diese Schreckenssituation. Verschiedene Behandlungsversuche hat Friedrich dann selbst ausprobiert. "Man muss selbst viele Versuche probieren. Bei den Sonderkulturen im Biobereich gibt es zu wenig staatliche Unterstützung", sagt Friedrich. Damit meint er nicht finanzielle, sondern wissenschaftliche Unterstützung. So recherchierte er selbst und fand auch nach zahlreichen Internetsuchen mit einer Gipsart eine biologische Behandlungsmethode und spritzte Molke hinterher. Der Erdfloh war dann nicht mehr zu sehen. "Wenn es ein Mittel gäbe, könnten wir es gleich verwenden", appellierte Friedrich. Die Erfolge auf seine Versuchsreihen hin, sprechen für den leidenschaftlichen Hopfenanbauer. "Man braucht keine große Chemiekeule", beteuerte Friedrich. Sein Plaudern aus dem Nähkästchen bei der Fahrt auf zwei Schleppern von Hopfenfeld zu Hopfenfeld ist zugleich Erfahrungsaustausch. "Wenn eine Pflanze krank ist, werden Maßnahmen benötigt. Ohne Pflanzenschutz kommt man nirgends aus", beteuerte Werner Wolf, der die gute Zusammenarbeit zwischen konventionellen Hopfenanbauern und Bioanbauern lobte.

20 verschiedene Hopfensorten werden in den Anbaugebieten gepflanzt. Verschiedene Sorten auch in den Lillinger Hopfenfeldern. Vor der Saphir steht Claudio Pingold. Eine Hopfensorte, die sich schön verarbeiten lässt. Doch auch Pingolds hatten Probleme. Nicht mit dem Erdfloh, sondern mit dem Rebbock. Die Pflanzen waren kaputt. Und auch die zwischen den Hopfen gepflanzte Frucht müsse gut durchdacht sein. Die richtige zu finden, probiert Claudio gerade aus. Denn nur wenn der Boden bedeckt ist, wirke Sonne ein und die benötigte Energie könne sich entwickeln. "Sonnenblumen und Senf haben im Hopfen nichts zu suchen", erklärt Friedrich. Gerade wegen der Trockenheit nicht. Die Schädlinge sind heuer beim Hopfen nicht das große Problem. Darauf machte Peter Bodendörfer für den Pflanzenschutz im Siegelgebiet Hersbruck zuständig, aufmerksam. Eher die wechselhafte Witterung. In der Jugend des Hopfens gab es Nächte mit nur 2 Grad Wärme. Zu kalt für das grüne Gold. Doch ebenso die Trockenheit. Diese machen sich beim Hopfen erst ein Jahr später bemerkbar, erläuterten Pingold und Friedrich, der daraufhin auf seine Ariana zeigte. Eine Sorte mit weicheren Blättern, jedoch für die Spinne empfindlich.

Die beiden Hopfenfelder, die sich gegenüberstehen, zeigen, wo auch Vorsicht geboten ist. "Man kann nicht einfach von konventionell auf Bio umsteigen, sondern muss auch die Nachbarschaftsverhältnisse beachten", erklärt Pingold. Denn bei der Pflege und dem Schutz der Pflanzen müsse sorgfältig agiert werden, damit das erlaubte Mittel vom einen Feld nicht auf das andere durch den Wind geweht werde. "Ich bin erstaunt, dass der Hopfen so gut da steht", lobte Hans Portner aus der Hallertau. "Wir können auch etwas", konterte Pingold stellvertretend für die Hopfenbauern aus dem Landkreis Forchheim, die sich mit ihren Dolden nicht verstecken müssen. "Auf die Qualität kommt es an", meinte Friedrich. Die Hopfenbauern hoffen, dass sich die Alphastoffe gut entwickelt haben. Fruchtbarer als vergangenes Jahr für ein gutes Bier. Die Nachfrage an Hopfen wird trotzdem größer bleiben als das Angebot.

Foto und Text: Petra Malbrich

Info: 73 Hektar Hopfen werden im Landkreis Forchheim angebaut, im gesamten Siegelbezirk Hersbruck werden 209,83 Hektar Hopfen angebaut.