Naturpark Logo Icon

Navigation

Hopfenanbau verdoppelt

02.09.2019

Ein Drittel des weltweit gehandelten Hopfens wird aus Deutschland beliefert. Zu diesen Lieferanten gehören auch die Hopfenbauern aus dem Landkreis Forchheim. Nur drei Hopfenbauern gibt es, doch diese haben ihre Anbaufläche verdoppelt.

Igensdorf - Der zweijährige Hopfen kann nun angebunden werden und die meterhohen dicken Stangen entlang klettern. Matthias Friedrich ist zufrieden mit dem Wachstum seiner Pflanzen auf dem sechs Hektar großen Hopfenfeld, auf dem fünf verschiedene Hopfensorten wachsen. Er hat seinen Anbau vergrößert und bewirtschaftet nun insgesamt 21 Hektar Hopfen. Nicht nur er, auch die anderen beiden Hofpenbauern in Forchheim, die Familie Pingold aus Lilling und die Familie Friedrich aus Lilling, haben ihre Flächen vergrößert. "2014 gab es im Landkreis 39 Hektar Hopfenanbau, heuer sind es 73 Hektar", erklärt Werner Nützel, Geschäftsführer des Bauernverbands der Kreisstelle Forchheim. Diese drei Landwirte sind die einzigen Hopfenbauern im Landkreis und die Erweiterung des Hopfenanbaus hat zwei Gründe. "Der Hopfen braucht einen tiefgründigen Boden. Er wurzelt bis sieben Meter Tiefe", sagt Nützel. Boden und Klima passen in der Igensdorfer und Lillinger Gegend optimal.

Matthias Friedrich

Matthias Friedrich ist zufrieden mit dem Hopfenwachstum (Bild: Petra Malbrich)

Im Landkreis Forchheim wurde schon immer Hopfen angebaut. Es ist somit auch ein Stück weit Tradition. Mehr aber ist die Technik, die vorhanden sein muss und dazu gehören ebenso die Hallen, in denen der Hopfen gelagert und verarbeitet wird. Der Hopfen muss getrocknet und abgepackt und versiegelt werden. "Die Sonderkultur Hopfen ist ein hochwertiges Handelsprodukt und muss in Behältnisse abgefüllt werden. Hopfen hat somit hohe Erzeugungskosten. Aber er gibt den Landwirten auch Sicherheit, denn die Sonderkultur wird immer begehrter. Der Grund für die Verdoppelung der Anbaufläche ist die lukrative Marktlage, bedingt durch die Craftbeer Szene, erklärt Friedrich. Diesem kaltgepressten Bier wird die zehnfache Hopfenmenge zugeführt. "Sie schmecken dann nach Zitrone, nach Schokolade oder Melone", erklärt Friedrich den Geschmack dieses Bieres. "Das kommt vom Hopfen", erklärt der 26-jährige Igensdorfer Vollerwerbslandwirt und fügt an, dass die Biere schon normal gebraut werden, im Nachgärprozess aber der Hopfen zugeführt wird. Das Craftbeer feiert weltweit Erfolg, der Riesenmarkt aber sei in den USA zu finden. "Ein Drittel vom Welthandel wird in Deutschland produziert", erklärt Friedrich und freut sich, einer dieser Hopfenproduzenten zu sein. Denn der Hopfenanbau hat auch für ihn Vorteile. "Wir können den Hopfen langfristig unter Vertrag verkaufen", sagt Friedrich. Das bringt ihm Sicherheit. "Viele Landwirte überlegen, wie sie ihren Betrieb sichern können", bestätigt Nützel.

Der Bauernverband freut sich über jeden, der die Landwirtschaft weiter betreibt und investiert. 1994 haben die Friedrichs aus Igensdorf den von den Großeltern angefangenen Hopfenanbau wiederbelebt. Von deren Erzählungen weiß der junge Igensdorfer Obstlandwirt, dass schon Ende des 18. Jahrhunderts viel Hopfen angebaut wurde. Auch in der Gosberger Gegend soll es einen Hopfenanbau gegeben haben. Nicht immer konnte der Hopfen vermarktet werden und da immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten werden, wird es nicht einfacher. "Für den Bio-Anbau ist nur ein kleiner Markt vorhanden", erklärt Friedrich, warum er in Stöckach, Igensdorf und Dachstadt konventionell anbaut. Es waren Landwirte, die ihren Beruf aus Altersgründen an den Nagel hängten und keinen Nachfolger hatten. Sie haben Matthias Friedrich gefragt, ob er ihre Felder pachten möchte. Auch das ist für den Igensdorfer ein großes Lob, denn die Landwirte schauen sich ihre Berufskollegen genau an. Dass bei ihm angefragt wurde, spricht ihm eine gute Bewirtschaftung aus. Erst 2017 hat er den Betrieb von seinen Eltern Monika und Georg übernommen und hat die Marktlage studiert und in seinen Betrieb investiert.

Ganz billig ist der Hopfenanbau nicht, alleine eine Gerüstanlage für einen Hektar kostet gut 35 000 Euro. Und er braucht Saisonarbeiter, denn alleine kann er die Riesenfelder nicht ernten und verarbeiten. Aus Rumänien kommen Friedrichs Helfer und das seit 18 Jahren. Nun hofft Matthias Friedrich auf Regen im Juli und August. "Das meiste Wasser braucht der Hopfen im Juli und August, weil sich dann die Dolden ausbilden", erklärt Friedrich. Der trockene Sommer im vergangenen Jahr hat 40 Prozent Ernteausfall bedingt. "Das ist ein enormer finanzieller Schaden im Hopfenanbau", sagt Friedrich, der jedoch noch Kirschen und Zwetschgen anbaut. Während Matthias Friedrich das erzählt, ist ein Hase aus dem Augenwinkel zu sehen. Er huscht im Hopfenfeld herum. "Der Hopfenacker ist ein Rückzugsort für Feldhasen und Rebhühner", betont Friedrich, der diese täglich sieht. Im Hopfenfeld sind diese Tiere vor den Greifvögeln geschützt, der Greifvogel kann nicht durch die Gerüstanlage fliegen. So ist der Hopfen auch für die Tierwelt vorteilhaft und prägt das Landschaftsbild am südlichen Ende des Landkreises.

Foto und Text: Petra Malbrich